Nach einem knapp elfstündigen Flug mit Ziel Tokyo, ging’s mit dem nächsten Flieger weiter nach Hiroshima. Abends angekommen lernte ich am Flughafen erstmal meine Reisegruppe kennen.
Vor meinem Abenteuer Japan hatte ich mich lange Zeit damit beschäftigt, ob ich alleine oder in der Gruppe reisen sollte. Da sich aber die Air BnB Suche nach Unterkünften als recht teuer darstellte, entschied ich mich für den bequemen Weg in einer Gruppe. Es würde nicht nur alles organisiert sein, ich würde auch alles verstehen können, dank unserer japanischen Reiseleiterin Mi. Außerdem würde ich nicht alleine unterwegs sein und schöne Erlebnisse sind doppelt so toll, wenn man sie mit anderen teilen kann!
Da wir recht spät im Hotel ankamen, blieb nur Zeit für ein Abendessen. Mit ein paar netten und lustigen Mitreisenden ging’s nicht allzu weit vom Hotel entfernt in eine typische japanische Suppenküche. Mama und Sohn am Herd bzw. am Topf, die meist japanisches Gästen an der Theke mit einer diesen Schüssel dampfender Ramensuppe. Zusammen mit einem eiskalten Bier war das der perfekte Beginn für meine Reise durch Japan.
Der nächste Tag beginnt mit schönem Wetter sowie einem Mix aus kontinentalem und japanischen Frühstück. Letzteres ist nicht ganz mein Fall. Reis am frühen Morgen, dazu sauer eingelegtes Gemüse, Misosuppe, geräucherter Fisch. Ich greife lieber zu Pfannkuchen mit Sirup und Schwarztee.
Mit dem Pendelzug sowie anschließender Fähre geht’s zur Insel Miyajima. Vom Wasser aus sehen wir zuerst das bekannte Tor des Itsukushima-Schreins. An Land erkunden wir diesen und den Rest der Insel zu Fuß.
So spät im Oktober hätte ich mir Japan gar nicht so vorgestellt, denn die Landschaft mit den weichen Hügeln ist saftig grün und sieht so gar nicht nach Herbst aus. Es gefällt mir aber genauso sehr gut.
Nachdem wir zurück in Hiroshima sind, schauen wir uns den Atombomben-Dom an. Später besuchen wir das Friedensmuseum. Ich muss schnell wieder raus, denn die Geschichten vom 6. August kann ich mir nicht durchlesen, ohne wie ein Schlosshund zu heulen. Traurig was Menschen sich gegenseitig antun und von der Vergangenheit, die man hier so hautnah erleben kann, nicht lernen.
Am Abend dürfen wir wieder ein typisches japanisches Gericht probieren – Okonomiyaki. Eine Art Pfannkuchen mit angebratenen Nudeln, einem gefühlten Kilogramm Kraut, allerlei Soßen sowie mit Käse überbacken. Ich muss gestehen, dass dies nicht meine Leibspeise wird. Wer mich kennt weiß, dass ich am glücklichsten mit einer Portion (oder zwei) Sushi bin.
Früh am Morgen geht’s mit dem Shinkansen nach Okayama. Der Hochgeschwindigkeitszug hat nicht nur eine lustige Nase, er ist super pünktlich, sehr sauber und natürlich blitzschnell.
Wie ich auf meiner Reise festgestellt habe, dies sind alles Dinge, welche den Japanern sehr wichtig sind. Vor allem die Liebe zur Ordnung und Sauberkeit. Ich habe in keiner Stadt, selbst der Millionenmetropole Tokyo, keinerlei Müll auf der Straße oder Graffiti an den Wänden gesehen.
Auf der anderen Seite gibt es mir aber auch das Gefühl, dass die Japaner ein wenig in sich gefangen sind und ich frage mich, ob sie nicht auch mal gerne „ausbrechen“ würden. Aber vielleicht ist dies einfach nur mein persönliches Empfinden als Deutsche.
In Okayama liefern wir nur schnell unsere Koffer im Hotel ab, bevor’s weiter zur Museumsinsel Naoshima geht. Der angekündigte Taifun ist schon bemerkbar, denn es regnet an einem Stück, ununterbrochen. Die Regenjacken und Schuhe sind schnell durchgeweicht. Abends muss im 7eleven ein Regenponcho gekauft werden.
Auf der Insel selbst findet man zwar zahlreiche Museen und Galerien, ich entscheide mich aber durch den kleinen Ort zu schlendern, den Hafen anzuschauen, die hübschen, kleinen Häuser aus Holz zu bestaunen und dann, dank eines Lageplans, den allerbesten Burger ausfindig zu machen.
In einer sprichwörtlichen Bretterbude bestelle ich mir einen Yellow Tail Fish Burger, dazu eine eiskalte Cola, die mir im Löwenbräuglas gebracht wird. Es könnte nicht besser sein und mit dem Burger bin ich dem Foodhimmel ganz nah!
Später nehmen wir wieder die Fähre sowie den Zug zurück nach Okayama. Hier erkunden wir ein wenig die Gassen um unser Hotel. „Get lost“ ist unsere Devise – so finden wir schöne Ecken und unsere Restaurant für den Abend. Sushi – vom allerfeinsten. Begleitet von genauso feinem Weißwein, was ich ehrlich gesagt nicht erwartet habe im Land des Sake. So bleibt es nicht bei einem Glas und natürlich nicht bei einem Stückchen Sushi. Es ist der absolute Wahnsinn für mich und ich strahle über beide Backen!
Der heutige Tag ist für mich persönlich leider ein „Black Sunday“. Es regnet immer noch aus Eimern. Man kommt nirgends trocken an.
Den Besuch der Burg des Weißen Reihers in Himeji kann ich kaum genießen, da wir einfach komplett durchgeweicht sind. Meine Laune hält sich in Grenzen, um es nett auszudrücken.
Da wir heute unser Ziel Koyasan, ein Klosterdorf in den Bergen, erreichen möchten, müssen wir sieben Mal umsteigen. Dazu erreichen mich plötzlich zahlreiche Notfallwarnungen auf meinem Handy, natürlich auf japanisch. Langsam mache ich mir wirklich etwas Sorgen wegen dem Taifun. Der Bach neben der Zahnradbahn, die letzte Etappe vor unserem Ziel, ist ein reißender Fluß geworden. Ich hoffe nur, dass wir alle heil ankommen und heute Nacht nichts passiert.
Als Lichtblick haben wir in unserer Klosterherberge schöne und vor allem warme Zimmer. Die Klamotten können erstmal trocknen, ich heule mich kurz auf meinem Futon aus.
Am Abend etwas Balsam für die Seele. Zuerst 30 Minuten Meditation mit einem Mönch, dann ein super feines und leckeres Essen. Natürlich alles vegetarisch, sauer eingelegtes Gemüse, Misosuppe und Tofu in allen Varianten. Anschließend genießen wir Damen das Gemeinschaftsbad im Onsen.
Am nächsten Tag ist der Taifun endlich durchgezogen. Der Regen hat aufgehört, dafür sieht man wie sehr der Wind geblasen haben muss. Die Wälder sind bedeckt mit Nadelzweigen.
Nach einem typisch japanischen Frühstück im Kloster – Grüntee, Reis, Noriblätter, Misosuppe, Gemüse und Tofu – nehmen wir den Bus in das kleine Örtchen Koyasan. Wir schauen uns den bekannten Okunoin-Friedhof an, der von riesigen, alten, moosbewachsenen Bäumen umgeben ist.
Der Ort ist wunderschön mystisch – ich kann nicht aufhören zu fotografieren. Zwischendurch genieße ich natürlich auch ohne die Kamera am Auge zu haben. Sonst „sieht man“ nichts.
Nach einer Stärkung am Mittag schauen wir uns den Garan-Tempelkomplex an. Die Pagode ist riesig und innen findet man drei große Buddhastatuen, welche eine absolute Ruhe ausstrahlen.
Der Nachmittag ist wie so oft frei, was ich absolut genieße. Mit meinen zwei neuen Schweizer Freunden, Christoph und René erkunde ich den Ort auf „unsere“ Weise. Loslaufen und die kleinen Gassen finden.
Und natürlich Bäckereien finden. Hier gibt’s sogar eine ganz besondere, ausgezeichnet zu einer der besten Japans. Die süßen Teile sind genauso lecker, wie man es erwartet.
Abends bekommen wir wieder ein fantastisches Essen serviert. Was ich hier vor allem liebe ist die „simple“ Küche – man kann erkennen was auf dem Teller ist, das Essen ist für mich sehr „ehrlich“.
Wir brechen früh morgens um 7.30 Uhr auf, denn nach dem Taifun fährt eine Teilstrecke unserer Bahn nicht mehr. Wir nehmen also den Bus, der uns die Serpentinen bis ins Tal runter bringt. In Hashimoto können wir den Zug nach Kyoto nehmen.
Dort angekommen beziehen wir unsere nächste Unterkunft. Ein traditionelles Ryokan, wo wir auf Futons schlafen.
Am Mittag steht eines meiner persönlichen Highlights an. Ein japanischer Kochkurs und wie das Schicksal so will, machen wir Sushi! Yay! Es schmeckt für selbstgemacht köstlichst!
Abends schlendern wir bei Regen, in unseren Ponchos, durch das Geisha-Viertel Gion. Dort sehen wir allerdings keine Geisha. Erst als wir zu dritt durch die kleinen, engen Gassen Kyoto schlendern, entdecken wir eine echte Geisha. Ein wunderschöner Anblick!
Nach einem feinen Frühstück geht’s los zur Tour durch Kyoto. Wir starten beim Goldenen Pavillon. Die Ruhe des wunderschönen Gartens um den Pavillon kommt leider weniger zur Geltung, denn es winden sich wahre Menschenmassen durch die Anlage.
Nicht anders wird es uns am Fushimi-Inari-Taisha-Tempel mit den bekannten roten Torii gehen. Die Anlage ist zwar ebenfalls wunderschön, aber richtig zur Ruhe kann man einfach nicht kommen, denn man wird fast durch die Tore durchgeschoben, so voll ist es.
Dafür genießen wir das Gewusel auf dem Nikishi Market mit seinen kulinarischen Köstlichkeiten.
Heute beginnt auch schon unsere letzte Etappe mit dem Shinkansen nach Tokyo. In nur 2 Stunden 40 sind wir bereits in der Weltmetropole angekommen. Auf dem Weg dahin haben wir das absolute Glück den Fuji bei strahlend blauem Himmel, ohne eine einzige Wolke, bewundern zu dürfen. Ein so schöner Berg mit einer weißen Zuckerhaube oben drauf!
Wir machen eine kleine Detour und besuchen den Küstenort Kamakura, um den wunderschönen Buddha zu bestaunen. Dann ab ans Meer – doch nach dem Taifun sieht’s hier ganz schön wüst aus. Der ganze Müll am Strand macht mich ziemlich traurig.
Zurück in Tokyo beziehen wir zunächst unser Hotel in Ikebukuro. Um dorthin zu kommen, laufen wir durch die Sunshine Avenue. Eine Shoppingmeile mit Lichtern, Lärm und tausenden von Menschen. Es erschlägt einen dermaßen, dass wir abends sofort in unsere Gässchen entfliehen. Sobald man sich nur 10 Meter in die Seitenstraßen verirrt hat, herrscht fast himmlische Ruhe!
Am Abend essen wir unter Japanern Ramensuppe an der Theke. Später gibt’s Same auf dem Hotelzimmer.
Die Sonne scheint und wir haben blauen Himmel. T-Shirt-Wetter… endlich, denn dafür hatte ich eigentlich gepackt.
Unser erster Halt ist am Meji-Schrein, inmitten eines riesigen Parks mit großen Bäumen. Ein tolles Ort, ich fühle mich sofort wohl.
Anschließend schlendern wir durch die Takeshita-Dori mit verrückten Klamottenläden, typisch japanisch mit Manga-Kostümen und Co. Die Cat-Street bietet da mehr für meinen Geschmack.
Nächster Stopp – die wohl belebteste Kreuzung der Welt – Shibuya. Wir machen eine kurze Mittagspause im Starbucks, um uns das Treiben anzuschauen.
Dann geht’s mit der Metro in Richtung Fischmarkt. Es ist zwar schon Mittag und kein Betrieb mehr auf dem Markt, aber genau das macht diesen so schön mystisch. Die Lichter fallen kegelförmig auf den nassen Boden – ich liebe das ehrliche Gefühl an diesem Ort. Und die Tatsache, dass wir hier Sushi essen werden. So lecker!
Am späten Nachmittag genießen wir den Sonnenuntergang am Fluß bevor wir wieder heimwärts fahren.
Unser letzter Tag vor der Heimreise steht bevor. Wir starten in Asakusa beim Senso-ji. Neben der Besichtichtigung des Schreins haben wir ein wenig Zeit Souvenirs zu shoppen.
Anschließend geht’s ins Nationalmuseum in Ueno. Das Museum ist zwar schön, vor allem die alten Kimonos begeistern mich total, aber ich bin doch lieber im Freien und genieße ein wenig den Garten.
Der restliche Tag ist wieder zur freien Verfügung. Zufälligerweise sind Freunde aus Deutschland in der Stadt, mit denen ich mich auf einen Matcha Latte treffe.
Meine Reise durch Japan ist zu Ende. Trotz einem weiteren Taifun können wir pünktlich aus Tokyo starten.
Dieses Land ist wirklich einen Besuch wert – vor allem das Essen hat mich total begeistert. Aber auch die ländliche, ruhigere Gegend. Das wichtigste sind aber wie immer die Menschen und Begegnungen auf solch einer Reise – und dafür bin ich am dankbarsten, denn ich hätte mir keine besseren und lustigeren Begleiter wünschen können!
Kosten (in etwa):
Suppe 650 yen
Bier 550 yen
Sake 650 yen
Softdrinks 130 yen
Regenponcho 550 yen
Eintritt Museen 800-2500 yen
Abendessen 800-1200 yen
Bentobox (Supermarkt) 400-800 yen
Reissnack (Supermarkt) 100 yen
Veröffentlicht auf: The Fernweh Collective